Großweil (erste geschichtliche Erwähnung um ca. 1060)
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern erfolgte am 1. Januar 1976 die Zusammenlegung der Gemeinde Großweil mit der einst eigenständigen Gemeinde Kleinweil mit Zell und den Weilern Pölten, Stern, Gröben. Heute zählt die Gemeinde Großweil rund 1.600 Einwohner und ist Mitgliedsgemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Ohlstadt.
Im bäuerlich geprägten Dorf Großweil spielte die Landwirtschaft eine überwiegende Rolle in der Erwerbsstruktur. Kleine und mittlere Anwesen mit Tierhaltung bewirtschafteten die Flächen nicht nur zum Eigenbedarf. Die Haupteinnahmequellen waren und sind der Verkauf von Milch, Kälbern und Schlachtvieh.
Es lag in der Natur, dass die intensive Flößerei unserer Gemeinde von jeher ein ganz besonderes Ansehen verlieh. Schiffbares Gut auf Baumstämmen, das auf den vorhandenen Wasserstraßen weiterbefördert werden konnte. Um die langwierige Floßfahrt auf dem Kochelsee zu umgehen, wurde 1712 – 1716 der Loisach-Trift-Kanal gegraben, der den Weg um 2 Stunden abkürzte und der Floßfahrt volle Sicherheit gewährleistete.
Bei Trockenheit eignet sich heute die Strecke entlang des Triftkanals für eine landschaftlich herrliche Radtour durch das Moos. Gegen Ende der 1920ger Jahre wurde die Flößerei eingestellt. Zur Erinnerung setzte man beim Bau der Loisachbrücke (1969/1970) das Flößerdenkmal.
Ein weiterer Erwerbszweig der Gemeinde Groß- und Kleinweil war die Schleifsteinindustrie. Seit etwa dem 16. Jahrhundert wurden am Nordufer der Loisach an der Steinbruchleiten Schleifsteine gebrochen und in Handarbeit auf die richtige Form gedreht.
Aus den Steinen wurden auch Stufen und Wassertröge gehauen. Diese Erzeugnisse, vor allem die Schleifsteine konnten dank der Flößerei bis nach Österreich und Ungarn abgeliefert werden. Der Brunnen, das älteste Denkmal steht noch mitten in Kleinweil und blieb uns bis heute erhalten.
Die Gewinnung der Braunkohle in Großweil reicht nach lokalen Forschungen bis zum Jahr 1796 zurück. Der bedeutendste Aufschwung für das Bergwerk erfolgte 1917, als der 1. Weltkieg auf dem Gebiet der Kohlenwirtschaft manches veränderte.
Die Kohle wurde zunächst im Tagebau und später Untertage abgebaut. Zum Transport der Kohle ab Werk zur Eisenbahnverladehalle in Kochel wurde 1917/1918 eine 7,5 km lange Drahtseilförderbahn erbaut. Der gemauerte Torbogen am westlichen Ortseingang diente dabei dem Schutz der damaligen Hauptstraße. Die endgültige Silllegung erfolgte im Sommer 1962.
Bereits im 15. und 16. Jahrhundert wurde in Großweil Marmor gebrochen. Am Weg von Großweil Richtung Unterau liegt ein verlassener Marmor-Steinbruch, dessen roter Knollenkalk, welcher übrigens auch hin und wieder graugrünliche Partien einschließt, in früheren Jahrhunderten besonders bei kirchlichen Bauten Verwendung fand. Das Jahr 1803 brachte das Ende des Marmorabbaus.
Die gesicherte Römerstraße (etwa 200 nach Christus), mitten durch Groß- und Kleinweil beginnt an der Abzweigung Schmiedgasse – Sindelsdorfer Str. und endet bei der Korbinians Kirche. Unsere jetzige Straße durch das Dorf deckt sich genau mit der 1,40 m darunter liegenden gefundenen Römerstraße. Sie läuft sicher so auch weiter Richtung Süden über die Loisach nach Großweil, den steilen Berg hinauf zur St. Georg Kirche und nach Norden Richtung Zell.
1632 der 30jährige Krieg
Die Schweden näherten sich bereits der mittelalterlichen Mauer der Großweiler Wehrkirche. Als diese an der Loisachbrücke ankamen, hat die kaum zwanzigjährige Wirtstochter Stasi den Hauptmann mit einem Krug voll Bier und einem gezierten Säbel mit Brezen empfangen. Dank ihrem Mut und Ihrer Fürbitte blieb unser Ort verschont. 1932 wurde das Theaterstück „Die Schweden in Großweil anno 1632“ von Franz Xaver Klieber aufgeführt.
Oberhalb von Großweil liegt das Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern. Es hat den Auftrag, originale Bauten aus Oberbayern zu sammeln und auf dem Museumsgelände wieder aufzubauen und auszustatten. Auf 25 Hektar Fläche können mehr als 60 Gebäude aus dem bäuerlich-ländlichen Raum zwischen Lech und Salzach, zwischen Alpenrand und Donau besichtigt werden.
Dieses Wappen wird seit 1980 geführt. Wappenbegründung: Der Wellenbalken, ein heraldisches Flusssymbol, symbolisiert die Loisach, die das Gemeindegebiet durchfließt. Das oberbayerisch-alpenländische Bauernhaus redet für das Ortsnamengrundwort -weil, das vom lateinischen villa (=Gutshof) abgeleitet ist.
Das Bauernhaus steht zugleich für eine touristische Attraktion der Gemeinde, das Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern auf der Glentleiten. Das Floßruder versinnbildlicht die früher auf der Loisach intensiv betriebene Flößerei. Die Heugabel steht für die noch vorherrschende landwirtschaftliche Erwerbsstruktur in Groß- und Kleinweil. Der Steinbruchhammer erinnert an die alten Marmorbrüche und den bis 1962 im Gemeindegebiet betriebenen Braunkohlebergbau.
Die Feldfarbe Blau spielt auf die Blautöne von Himmel, Bergen und Seen an. Großweil gehört zum touristischen Verbund mehrerer bayerischer Gemeinden im Voralpenland, der sich den Namen „Das Blaue Land“ gab.
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Die Gemeinde Großweil bedankt sich bei den Historikern
Anton Säbl verst. 18.08.2010
Christel Arnold verst. 01.10.2020
Theresia Luidl verst. 10.08.2022
Aktuell für unser Historisches Archiv zuständig: Klaus Steinberger